Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Grafschaft Bentheim

Verkehrspolitik nicht nur etwas für Generation 50+

Einsatz für gutes und sicheres Radfahren: ADFC-Vorstandsmitglied Marina Purka aus Veldhausen ermutigt junge Menschen, sich aktiv einzubringen

Jeden Morgen schwingt sich Marina Purka auf den Sattel und radelt von Veldhausen nach Nordhorn, wo sie als Ergotherapeutin in einer Senioreneinrichtung arbeitet. Sie genießt die täglichen Fahrten und lobt die gute Fahrradinfrastruktur in der Grafschaft Bentheim, gerade in Nordhorn – sieht aber hier und da auch noch „Luft nach oben“. Seit Kurzem engagiert sie sich im Vorstand des ADFC Grafschaft Bentheim, und liegt dort mit ihren 34 Jahren deutlich unter dem Altersdurchschnitt. Sie würde sich deshalb wünschen, dass mehr junge Menschen die Möglichkeit zur Mitbestimmung wahrnehmen, denn: „Verkehrspolitik ist nicht nur etwas für Silberrücken.“

Ursprünglich wollte Marina Purka einfach nur Geld sparen: Sie überwand den inneren Schweinehund, ließ das Auto stehen und trat stattdessen in die Pedale. Heute muss das Wetter schon sehr schlecht sein, damit sie die rund zehn Kilometer lange Strecke auf vier statt auf zwei Rädern zurücklegt. „Es tut einfach physisch und psychisch gut, sich zu bewegen – und man nimmt die Umgebung viel besser war“, schwärmt die Grafschafterin. „Wenn ich ankomme, bin ich wach und die Gedanken sind sortiert.“ Doch je häufiger man mit dem Rad fahre, desto mehr Fehler fielen auf: Radwege, die im Nichts enden, schlechte Fahrbahnbeläge, mangelhaft ausgeschilderte Umleitungen bei Baustellen oder die sogenannten „Bettelampeln“ an Kreuzungen, die erst auf Knopfdruck grün werden.

Irgendwann sei sie dann einmal zu einer Versammlung des ADFC gegangen – und anschließend im Verein geblieben, berichtet Marina Purka. Ein wesentliches Anliegen des ADFC ist es derzeit, die im „Nationalen Radverkehrsplan 3.0“ des Bundesverkehrsministeriums festgelegten Ziele voranzutreiben: Demnach soll bis zum Jahr 2030 der Radverkehr in Deutschland deutlich zunehmen und zudem besser und sicherer werden. Der ADFC hat deshalb eine Zukunftsstrategie entwickelt, die sicherstellen soll, dass die anvisierten Ziele auch erreicht werden. Der Grafschafter ADFC-Vorsitzende Burkhard Werner erklärt dazu: „Diese Verkehrswende soll nicht als radikaler Wandel verstanden werden. Vielmehr geht es darum, sie langsam umzusetzen und die nötigen Gegebenheiten schaffen.“ Hierzu zählt laut Werner eine attraktive Infrastruktur, damit die Menschen den Wandel gerne und aus eigenem Antrieb heraus vollziehen: „Wenn jemand dann an zwei von fünf Tagen in der Woche das Fahrrad nimmt anstelle des Autos, ist schon viel gewonnen.“

Marina Purka und Burkhard Werner pochen in diesem Zusammenhang darauf, junge Menschen in diesen Prozess einzubinden und ihr Interesse für die Verkehrspolitik zu wecken. „Diejenigen, die 2030 von zu Hause zur Ausbildungsstelle gelangen müssen, gehen jetzt noch zur Schule. Auch dort könnte das Thema Mobilität verstärkt auf die Agende gesetzt und mit den Kindern und Jugendlichen diskutiert werden“, befindet Marina Purka. Schließlich seien sie es, die in Zukunft vor der Frage stehen: Wie komme ich bestmöglich von A nach B?

Neben der „Verkehrswende 2030“ bildet der sogenannte Fahrradklima-Test einen Schwerpunkt der ADFC-Arbeit: eine umfassende Erhebung, die alle zwei Jahre durchgeführt wird. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger können mitmachen und dabei angeben, wie zufrieden sie mit der Situation in ihrer Stadt oder Gemeinde sind. Zudem können Fragen, Vorschläge und Erwartungen formuliert werden. „Im Jahr 2022 haben sich bundesweit 250.000 Menschen beteiligt, davon rund 1000 aus der Grafschaft“, informiert Burkhard Werner. Auch mit Blick auf dieses Instrument würde er sich eine noch stärkere Beteiligung junger Leute wünschen: „Sie sollen sich mit dem Fahrrad im Straßenverkehr wohlfühlen. Deshalb kommt es darauf an, dass ihre Stimme gehört wird.“ Aktuell läuft der ADFC-Fahrradklima-Test 2024, eine Teilnahme ist noch bis zum 30. November 2024 möglich.

Es gehe ihnen nicht darum, Werbung für den ADFC zu machen, betonen Burkhard Werner und Marina Purka. So befänden sich auch unter den Teilnehmenden des Fahrradklima-Tests weniger als zehn Prozent ADFC-Mitglieder. Vielmehr sei es ihnen ein Anliegen, die Sache an sich in den Fokus zu rücken. „Ich möchte auch nicht nur meckern – im Gegenteil, ich lobe sehr viel“, sagt Marina Purka lachend. Sie wünscht sich aber, dass die Verantwortlichen in der Politik das Thema im Blick behalten – und dabei ihr Augenmerk nicht nur auf den Fahrradtourismus richten, sondern eben auch auf die Pendler.

Sebastian Hamel

Junger ADFC wird 2025 gegründet

Auf der 44. Bundeshauptversammlung in Nürnberg wurde beschslossen, dass 2025 der Junge ADFC gegründet werden soll. Damit bietet der ADFC nun jungen Generationen einen eigenen Raum, sich fürs Radfahren zu engagieren.

Das Netzwerk „Junge Menschen im ADFC“ trifft sich seit Jahren regelmäßig . Eine Arbeitsgruppe arbeitete aus, wie der Junge ADFC entstehen kann und was dabei rechtlich, strukturell und organisatorisch zu beachten ist.  Der Junge ADFC wird sich zunächst auf Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 26 Jahren konzentrieren.

Interesse? 

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adfc-gr.bentheim [at] web.de  oder schaut gern bei einer Vorstandssitzung vorbei, die immer am ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr in der Gaststätte Bonke statt findet.


https://grafschaft-bentheim.adfc.de/neuigkeit/verkehrspolitik-nicht-nur-etwas-fuer-generation-50

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