Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Grafschaft Bentheim

5 Fragen - 5 Antworten zur Radverkehrspolitik

Interview mit Rüdiger Henze und Isabella Breek vom ADFC Landesverband Niedersachsen:


1) Hallo Rüdiger, Hallo Isabella. Ihr habt vom ADFC-Landesverband eine große Kampagne zur Landtagswahl gestartet. Was muss in Niedersachsen passieren, damit wir zum Fahrradland werden?
Moin, ja genau – dieses Jahr ist Landtagswahl. Das müssen wir unbedingt nutzen, um auf der Landesebene die Grundlagen für Radverkehrsförderung zu verbessern. Besonders im Fokus sind dabei die Radwege in Niedersachsen. Wir wünschen uns ein landesweit geplantes, einheitliches und komfortables Radwegenetz. Die Menschen hier sind bereit, ihre Mobilität ökologischer zu gestalten. Dafür brauchen wir aber die passende Infrastruktur. Insbesondere in ländlichen Gebieten, wo immer mehr E-Bikes unterwegs sind und die Hälfte der Wege unter 5 km lang sind, braucht der Radverkehr Rückenwind. Dazu kommt, dass es viele Zwei-Richtungs-Radwege gibt, dessen Breiten nicht dem aktuellen Bedarf entspricht. Diese müssen bei Sanierungen nach aktuellem Stand der Technik modernisiert werden, damit sich auch Fahrräder mit Kinderanhängern oder Lasten-E-Bikes sowie Rollstühle gefahrlos begegnen können. Darüber hinaus sprechen unsere neun Forderungen auch Personal, Stellplätze und Finanzierung sowie Recht an.

2) Was sind eure Erfahrungen mit der Landespolitik? Welchen Stellenwert hat der Radverkehr in der Landespolitik?
Auf Landesebene ist der Stellenwert des Radverkehrs nicht so hoch, wie wir ihn uns wünschen. Das zeigt sich dadurch, dass es kein eigenes Referat gibt, das den Radverkehr vorantreibt. Dies sollte eingerichtet werden und dann mit den örtlichen Radverkehrskoordinator:innen ein Niedersachsen weites Radverkehrsnetz umsetzen. Glücklicherweise zeigen sich aktuell viele Politiker:innen offen für unsere Themen. Die hohe Gesprächsbereitschaft stimmt uns vor der Landtagswahl zuversichtlich. Wie hoch jedoch der Stellenwert des Radverkehrs in den einzelnen Fraktionen ist, wird sich in den Wahlprogrammen und den Koalitionsverhandlungen zeigen.

3) Zur ADFC-Kampagne: Was habt ihr euch für diesen Wahlkampf vorgenommen?
Einerseits müssen wir die Politiker:innen erreichen. Mit Radverkehr lassen sich Wahlen gewinnen, da sind wir uns sicher. Andererseits haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Bürger:innen transparent zu machen, worauf sie bei Ihrer Wahl achten sollten, wenn sie die Verkehrswende wählen wollen. Dazu werden wir seit Anfang August einen Wahl-O-Rad veröffentlichen.  Das ist eine Webseite, die eine Einschätzung abliefert, welche Partei die eigenen Ansprüche an eine Verkehrswende am besten bedient.
Link zum Wahl-O-Rad:
niedersachsen.adfc.de/artikel/wahl-o-rad-5

4) Welche Rolle kann denn der ADFC dabei einnehmen? Was können wir vor Ort tun, um die Mobilitätswende in Niedersachsen voranzubringen?
Um vor der Landtagswahl Stimmung für den Radverkehr zu machen sind wir auf euch Aktive angewiesen. Ihr seid diejenigen, die vor Ort mit den Kandidierenden sprechen können. Sie werden Interesse an einem Austausch mit euch haben, weil sie eure Stimme und die Stimmen eurer Mitglieder brauchen. Darüber hinaus müssen wir unseren Wahl-O-Rad und unsere Forderungen bekannt machen, damit Bürger:innen sich vor ihrer Wahl orientieren können. Wir wissen euren Einsatz zu schätzen und haben Material erstellt, dass euch unterstützen wird. Es gibt Sticker, Flyer zum Verteilen, hochwertige Broschüren für Kandidat:innengespräche, einen Gesprächsleitfaden und eine Argumentationshilfe. Warnwesten und Sattelschoner sind auch bald verfügbar. Wir brauchen euch, um die Landtagswahl vor Ort zu entscheiden. Also erwähnt unsere Wahlkampagne so oft ihr könnt – Ideen dazu findet ihr auch auf niedersachsen.adfc.de/landtagswahl.

5) Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Was muss in der kommenden Legislatur passieren, damit in Niedersachsen 2027 die Verkehrswende einen großen Schritt nach vorne gemacht hat?
Wenn die Landespolitik 2027 eine Lösung dafür gefunden hat, wie Radwege schnell und unkompliziert gebaut werden können, ohne dabei von aufwendigen Planfeststellungsverfahren und Befindlichkeiten der Grundstückseigentümer:innen behindert zu werden, haben wir schon viel erreicht. Wenn dann noch die Mittel für Radverkehr auf Landesebene verstetigt wurden und Neubauten in Städten und ländlichen Räumen komfortable und sichere Abstellmöglichkeiten auch für Lastenräder und Anhänger bieten, hat Radverkehr endlich den Stellenwert, den so viele Menschen in Niedersachsen sich wünschen.

https://grafschaft-bentheim.adfc.de/artikel/5-fragen-5-antworten-zur-radverkehrspolitik

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